Zwischen Labor und Studierstube Biologie im Spiegel von Wissenschaftsethik und -geschichte

Studierende der Biologie haben ab dem Wintersemester ein zusätzliches nichtbiologisches Nebenfach zur Auswahl: Ethik in den Biowissenschaften. Diese Verankerung der philosophischen Reflexion innerhalb einer Fachwissenschaft ist bisher einmalig in der Bundesrepublik.

Die Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Eve-Marie Engels und ihr Assistent Dr. Thomas Junker bauen diesen ungewöhnlichen Studienzweig vom Grundstudium an auf. Wer erst einmal nur schnuppern möchte, besucht am besten die im ersten Studienabschnitt angesiedelte Vorlesung 'Ethik und Wissenschaftstheorie der Biowissenschaften'. Wer Feuer fängt, kann sogar seine Diplomarbeit oder Dissertation in diesem nichtexperimentellen Bereich verfassen - eine weitere Besonderheit des Tübinger Biologiestudium.

Prof. Eve-Marie Engels nennt drei Schwerpunkte für ihre künftige Forschung und Lehre: Wissenschaftstheorie, Geschichte und Ethik der Biowissenschaften. Sie versteht ihre Aufgabe dezidiert als "Förderung der Philosophie der Biowissenschaften" und strebt die "Etablierung als Forum für die ethische Reflexion und Diskussion im Fach" an. Entsprechend bietet sie auch gemeinsame Veranstaltungen mit ihren Kollegen aus der Biologie an.Aber Engels hat noch weitere 'Standbeine' für ihre interdisziplinäre Arbeit. So ist sie kooptiertes Mitglied der Philosophischen Fakultät. Biologie- und Philosophiestudenten könnten also künftig gemeinsam etwa über den Schriften von John Locke oder David Hume brüten. Etwas Mut und Experimentierfreude beim Überschreiten der jeweiligen Denk- und Sprachwelten der Fächer ist da schon gefragt.

Der dritte Partner für Engels ist das Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, zu dessen Wissenschaftlichem Rat und Vorstand sie gehört.

Mit Elan betreibt die Professorin bereits seit ihrem Antritt im April diesen Jahres die Vermittlung der Fragestellungen und Inhalte ihres Lehrbereichs an eine breitere Öffentlichkeit. Fest vorgenommen hat sie sich die regelmäßige Organisation größerer Tagungen. Im Wintersemester wird zunächst ein Workshop zur Wissenschaftsgeschichte und -theorie der Biologie stattfinden. Für das Sommersemester 1997 ist eine Ringvorlesung 'Biologie und Ethik im 20. Jahrhundert' im Rahmen des Studium generale in Planung. Darin sollen vier Themenschwerpunkte behandelt werden: Ökologische Ethik, Tierschutzethik, Ethik der Gentechnologie und der Hirngewebetransplantationsmedizin.

JS

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